Einsamkeit ist die wohl am meisten verbreitete Krankheit des 21. Jahrhunderts. Und was das Alleinsein bedeutet, weiß der deutsche Künstler Martin Schüler sehr genau. Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen wuchs der Cottbuser im Kinderheim auf und war aufgrund seines leichten Autismus lange ein Außenseiter. Das große Bedürfnis nach Nähe ist es, was Schüler zum Malen von Kuscheltieren brachte.

Seine Kunst könnte man als Schrei nach mehr Liebe und Farbe in einer kalten Welt werten. Oder als Abwehrhaltung zum Erwachsenwerden, während ihm Kuscheltiere in einer schwierigen Kindheit wie echte Freunde waren. Ohne Vorkenntnisse in der Kunst startete Schüler 2018 sein künstlerisches Schaffen, nachdem ihm eine Plüschkatze namens Gondula den Auftrag dazu gab. Wie ein Kind spielte der Künstler mit gewagten Farben, schuf eigene Regeln für einen unverkennbaren Stil. Aus oft metergroßen Leinwänden laden seine Werke ihre Betrachter ein, das eigene Kind wiederzuentdecken.

Die Bedeutung seiner Kunst unterstreicht der 27-jährige mit seiner Plüschkatze Gondula, die er seit der Coronakrise per Paket um die Welt schickte, oder mit deren fiktiven Kanzlerkandidatur in Deutschland in 2021. Dem Deutschen, der in Cottbus nahe Berlin lebt, reichen seine Leinwände nicht aus. Er provoziert durch diese Kunstaktionen Aufmerksamkeit in der Welt außerhalb der Kunst. Will Anschluss schaffen in seine innere Welt. Ausstellungen führten ihn bis nach Amsterdam. Seine Reichweite nutzt der Künstler aber auch für Spendenaktionen für soziale Projekte.

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